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Unser Reisebericht

Azorenreise vom 23.12.00 bis zum 06.01.01 auf Sao Miguel, Mosteiros

Ankunft:

Am späten Abend sind wir angekommen und wurden auch gleich vom Sturm fast umgehauen. Verwunderlich, wie der Kapitän das Flugzeug so weich landen konnte.
Am Flughafen und in der ganzen Stadt hingen Lampen und Lichter, heilige leuchtende Figuren aus Plastik und bunte Lampen sind überall in den Sträuchern angebracht.      Das war unser erster Eindruck.


Sonntag, der 24. Dezember, Heiligabend:

Mitten in der Nacht, am Morgen des 24. Dezembers knallten auf einmal Böller, Raketen flogen in die Luft und die Kirchenglocken läuteten. In Varzea in einem Cafe ist Einkaufen glücklicherweise auch am Heiligabend möglich.

Am Strand von Mosteiros ist es stürmisch und uns gelingt ein schönes Foto. Dort kommt ein Hund angelaufen (ich habe sehr viel Angst vor Hunden), der uns dann bis zum Ferienhaus verfolgt, (den langen Weg wieder nach oben). In der Nacht hat es gestürmt, dass wir die Befürchtung hatten, dass jeden Moment das Dach wegfliegen würde.

 

Nächster Tag, neuer Tag:

Am ersten Weihnachtstag sind wir zur nahegelegenen Bushaltestelle, verfolgt vom Hund, der vor der Tür übernachtet hat. Dann lernten wir die Gastfreundschaft der Schweden kennen. Nach einer Stunde hielt ein Taxi mit einem schwedischen Ehepaar an, das uns anbot mitzufahren. So fuhren wir zum ersten Mal nach Ponta Delgada. Der Taxifahrer hat uns während der Fahrt erzählt, dass die Kinder auf den Azoren ihre Geschenke um Mitternacht vom 24. auf den 25. Dezember bekommen. Das kleine Feuerwerk am Morgen meinte er, gehöre einfach dazu.

Die Stadt selber empfanden wir als sehr langweilig, leer und uninteressant. Ein Taxi für die Rückfahrt zu finden erwies sich als schwieriger, als gedacht. Der eine kannte den Ort nicht, der andere verstand uns nicht und im Endeffekt haben wir 4500 Esc. gezahlt eigentlich über`m Normalpreis.

Fuss- und Radwege gibt es ausserhalb Pontas sehr selten. Die Wege von unserem Haus aus waren kurvig und wir fühlten uns teilweise sehr unwohl beim spazieren, denn die Azoreaner fahren nicht gerade vorsichtig und langsam. Uns war auch vor dem Urlaub von der Karte her nicht ersichtlich, dass sich die Strassen dort fast nur in Serpentinen über das Land schlängeln.

Dafü sind die Strassen sehr ansehnlich, an den Seiten wachsen Tannen, Farne, Palmen und Blumen. Die überall an den Hängen wachsenden Pflanzen sehen nach jedem Regen unglaublich grün aus und geben der ganzen Insel einen Hauch von Regenwald. Wir haben für uns schnell erkannt, dass es eine gute Entscheidung war, ein Ferienhaus und kein Hotel zu nehmen. Das Haus war zwar etwas zugig und klamm und viele Spinnen lebten dort, aber ohne dieses einfache Leben hätten wir uns nicht so gut in die Inselbewohner hineinversetzen können. Die Menschen dort führen noch ein einfaches Leben. Geheizt wurde mit einem Gasofen, gekocht mit Gasflammen und das Wasser von einem Durchlauferhitzer erwärmt.

Beim Kochen beschlugen dauernd die Fenster und bis zum Morgen ging die Feuchtigkeit nicht aus dem Haus und wenn der Kühlschrank anging, flackerte das Licht. Aber der morgendliche Blick auf die wiegenden Bambushaine im Wind, spendeten ein Gefühl von Paradies.Mehrmals täglich kamen den steilen Weg neben dem Haus die Milchbauern herauf, die mit Pferd und Wagen zwei oder drei Kannen Milch zur nahegelegenen Milchstation brachten. Die Menschen machten einen sehr zufriedenen Eindruck.

Wahrscheinlich jede Familie hatte auch einen Hund, oder zwei. Für jeden Hundeliebhaber sicherlich klasse, für uns, die wir Angst vor Hunden haben, war es nicht ganz so erfreulich. Möchte man sich frei auf der Insel bewegen bleibt einem nichts anderes übrig als diese Angst zu überwinden. Aufgrund der Ratten bauen die Azoreaner ihre Vorratsspeicher auf Stelzen, damit sie gar nicht erst angelockt werden.

Die Einwohner sind eher schüchtern und zurückhaltend, aber hilfreich und nett, wenn man sich irgendwie verständlich macht und auf sie zugeht.

 

26.12.00:

An diesem Tag hatten wir uns vorgenommen, eine beschriebene Wanderung von Sete Cidades aus zu machen. Wir sind in Richtung des kleinen Sees gegangen. An einer Gabelung gab es dann aber drei verschiedene Wege, obwohl nur einer in der Karte eingezeichnet.

Der Weg entpuppte sich als richtiges Abenteuer. Nach ein paar "Sackgassen" waren wir uns einig, dass man wirklich immer genug zu Essen und zu Trinken mit dabei haben und sich kleidungsmässig auf jedes Wetter gefasst machen sollte, denn man verläuft sich leicht, die Beschilderung ist nicht die Beste und das Wetter schlägt schnell einmal um.

Die Strasse zum Aussichtspunkt "Vista do Rei" bestand aus rotem Schotter mit teils riesigen Schlaglöchern, teilweise war die Strasse aber auch schon zur Hälfte fertiggestellt. Auf jeden Fall durften wir dann kurz darauf den unsagbar schönen Ausblick auf die Kraterseen geniessen. Unser Foto sieht allerdings nicht so schön aus wie auf Bildern und Postkarten. Um sechs Uhr ist es dann auch dunkel und man sollte nicht unbedingt unterwegs sein, denn man kann keinen Kuhfladen mehr von der Erde unterscheiden.

 

Mittwoch, der 27.12.:

Auf dem Weg nach Mosteiros kam die Hausverwalterin zu uns gefahren, sie hatte uns ein Auto besorgt, das wir trotz unseres Alters mieten durften. Daraufhin fuhr sie uns zum Haus, wo wir die Papiere bekamen. Eifrig haben wir unsere sieben Sachen gepackt und sind auch gleich los. Zuerst wollten wir eigentlich nach Lagoa, die Hauptstadt der Keramik, aber wir haben wohl das Ortsschild verpasst, denn wir haben nicht gemerkt, dass wir in Wirklichkeit die Stadt schon hinter uns hatten. Na ja, zurück wollten wir auch nicht, also überlegten wir, gleich einen Abstecher zum Lagoa do Fogo zu machen. Die Strecke ist wahrscheinlich atemberaubend, nur leider zog sehr dichter Nebel herauf, so dass wir kaum die Strasse gesehen haben und ganz bestimmt nicht den See. Die Aussichtspunkte haben wir auch irgendwie verpasst. Das war schon ziemlich deprimierend für uns. Da hat man endlich ein Auto, aber sieht nix. Aber das sollte wohl alles so sein, denn wie sonst hätten wir uns so überschwänglich über den nächsten Halt gefreut. Mitten in einer Kurve stand da plötzlich ein Schild: zur Caldeira de Velha. Ein kleiner Weg führte vielleicht dreihundert Meter durch die schönste Vegetation und dort, inmitten von Palmen und nassen Pflanzen, wir kamen uns vor wie im Regenwald, sahen wir unsere erste Schwefelquelle. Das Bild, was sich uns dort bot, entschädigte einfach alles. Dampf stieg auf und quoll aus kleinen Löchern in der Erde.

Darauf waren wir ja nun überhaupt nicht eingestellt und es wäre schön gewesen, sich an einem verregnetem, nebligen Tag in dieses wirklich babywarme Wasserbecken zu setzen.Aber ohne Badesachen... vielleicht ein andernmal.
Eine Brühe, die aussah wie kochender Kakao, brodelte vor sich hin. Alles stank ein wenig nach Schwefel. Wir waren wirklich beeindruckt. Ein Stück weiter erstaunte uns ein leicht roter Wasserfall, der in einem Becken aufgestaut wurde.

Der Weg nach Lombadas, zum Wasserfall und einer Mineralquelle, erwies sich als richtiges Abenteuer. Erstmal war es ein einspuriger Sandweg und es regnete ja auch die ganze Zeit, also war es rutschig. Ausserdem konnten wir kaum etwas sehen in dem Nebel, oft wollten wir umdrehen, weil wir dachten, dass wir doch schon längst vorbei gefahren sein mussten. Wir sind dann aber doch noch angekommen, haben aber nichts aufregendes entdecken können. Am Ende der Strasse stand nämlich nur ein altes Haus, welches sehr zerfallen aussah. Daraufhin sind wir dann den verlassenen steilen Weg wieder zurück nach Ribeira Grande. Ab dort hiess es "der Weg ist das Ziel".

Auf der grösstenteils noch im Bau befindlichen Schnellstrasse nach Ponta haben uns alle Autofahrer bei 30 mit 80 überholt. Die Beschränkungen wurden auch selten aufgehoben, sodass wir manchmal gar nicht wussten wie schnell wir eigentlich fahren durften. Wir haben uns oft gefragt, ob die gelben Schilder verbindlich sind, oder ob sie nur Richtgeschwindigkeiten angeben......


28.12.00:

Schon früh hören wir es in Ponta knallen und heulen. In der Stadt steht schon eine Bühne am Wasser, wo am Silvesterabend ordentlich gefeiert wurde.

Dann an der Caldeira de Velha sind wir erstmal baden gegangen. Und wir waren ganz allein. Wir hatten uns gerade wieder angezogen, da kamen auch schon die nächsten Touristen. So wie wir uns angestellt haben, wäre das ganz schön peinlich gewesen.

Auf dem Weg nach Ponta konnten wir sogar noch kurz den Lagoa do Fogo (Foto) bewundern, und dann zogen auch schon wieder dichte Nebelschwaden auf. In Ponta haben wir dann endlich Postkarten gefunden. Der Abend war gerettet...

 

29.12.00:

Furnas! Etwa 2km vor dem Ort kommt links ein Schild zu den Caldeiras. Auf einer etwas grösser verteilten Ebene gab es einige dampfende und brodelnde Wasserstellen und Löcher in der Erde, aus denen es qualmte. Dort, direkt am See von Furnas wird auch die Inselspezialität (Cozido das Furnas) in braunen Hügeln zubereitet.

Der Weg um den See ist sehr beeindruckend. Wir sind etwa zwei Stunden gelaufen. Das Wasser war angenehm kühl und sehr weich.

Furnas selbst ist ein kleiner malerischer Ort.

Dort blüht es gleich viel mehr als in Mosteiros. Weisse, rosa und rote Blüten ranken am Wegesrand.

Die Caldeiras im Ort sind schlecht ausgeschildert, Wir sind erstmal daran vorbeigefahren, es gab aber genug Parkplätze und sogar aus den Gullideckeln steigen Dämpfe auf. Es brodelt überall und stinkt nach Schwefel. Auch das Wasser im Rinnsal ist sehr heiss.

Auf dem Weg nach Ribeira Quente liegen übsch gestaltete Rastplätze, die zum Picknick einladen. Neben der Strasse sammelt sich das von den Hängen herabgelaufene Wasser in einem Wasserlauf zum Meer. Und mitten zwischen zwei Tunneln versteckt sich ein grosser Wasserfall. Ribeira selbst ist ein kleiner Ort, in dem die Zeit noch weiter zurück gestellt erscheint. Am Hafen sind eifrige Männer damit beschäftigt, ihre Netze und Angelschnüre vorzubereiten.

30.12.00:

Zu den Weinreben in Relva gelangt man am besten vom am Aussichtspunkt in Relva. Neben dem Parkplatz führt ein Weg zwischen Kuhweiden durch, der auch befahrbar ist. Nach fünf Minuten kreuzen sich zwei Wege und man muss nach rechts gehen. Etwa nach einer Viertelstunde gelangt man zu einem Parkplatz, von welchem der enge Küstenpfad beginnt. Bis dort könnte man auch mit dem Auto fahren.

Auf einem engen, verschlungenen Pfad, vorbei an Vulkangestein und kleinen Höhlen geht es immer weiter bergab. Dort stösst man nach 30-40min. auf ein kleines Weindorf. überall sind Felder mit Bambus abgetrennt, sie liegen stufenförmig in den Abhang bebaut. Der Wein wird nahe am Boden angepflanzt und mit Stöcken über dem Boden gehalten. Wahrscheinlich damit der Wind die Trauben nicht zerstört.

Wir haben uns dann aber nicht getraut, weiterzugehen, das sah alles so persönlich aus, als würde man die Leute stören, denn alles ist sehr eng gebaut.

Den Wein haben wir auch erst entdeckt, als uns klar wurde, dass er ja im Winter gar nicht wächst. Es war trotzdem beeindruckend zu sehen, wie die Menschen dort unten lebten. Ein Leben bestimmt vom Wetter und vom Wachstum der Pflanzen.


Neu und Alt:

Während die Milchbauern noch zu Pferd über das Land ziehen, fahren andere in ihren dicken Markenwagen durch die Gegend. Während mancher keine Fremdsprache spricht und auch kaum richtig Portugisisch, buchen die anderen ihren Urlaub im nächstgelegenem Reisebüro in die ganze Welt. Es ist faszinierend, wie trotzdem alle friedlich zusammen leben. Und wenn sich dann mal zwei Bekannte auf der Strasse entgegenkommen, dann wird schon mal angehalten und sich unterhalten, egal was der nachfolgende Verkehr sagt. Wir standen dahinter und haben gewartet und keiner hat gehupt...

 

31.12.00

An Silvester sind wir nach Cete Cidades gefahren. Wir hatten uns in den Kopf gesetzt den gröeren der beiden Seen zu umrunden Nach einer dreiviertel Stunde kommt man zu einem Rastplatz. Von da aus geht der Weg zwar weiter, wird aber immer schmaler und abenteuerlicher.Doch nach einer anstrengenden Strecke mt vielen Baumstämmen im Weg stösst man plötzlich auf Wasser und es geht nicht weiter. Vielleicht war auch der Wasserstand nur zu hoch. Auf jeden Fall mussten wir den wunderschönen Weg wieder zurückgehen.

 

Silvesterabend in Ponta. Schon nachmittags wurde die Musik auf er Bühne getestet. Wir haben uns auf eine Bank an die Promenade gesetzt, die Menschen beobachtet und die Stimmung genossen.

 

Neujahrstag in Mosteiros:

Zur Mittagszeit kommen alle Einwohner schick angezogen aus der Kirche. Kurze Zeit darauf zieht noch eine Kapelle durch den Ort.

 In Mosteiros sind wir dann am Meer spazieren gegangen. Die Brandung war einfach toll. Wellen von ungefähr zwei Metern Höhe zerbarsteten an den Vulkanfelsen und liefen in kleinen Wasserfällen wieder herunter. Das war ein grandioser Anblick.

02.01.01:

Zum vorvorletzten Tag haben wir uns die schönste und lang ersehnteste Tour gegönnt. Wir sind von Mosteiros nach Ponta gefahren, dann nach Ribeira Grande und haben von dort aus eine Runde durch den Osten der Insel gedreht.

Diese Tour ist sehr empfehlenswert. Ab Solga im Nordosten ziehen sich grün in grün getauchte Bergausläufer durch das Land. Die Strasse schlängelt sich in Kurvenstrecken an den Bergen entlang. Alle fünf Minuten erscheint ein Rastplatz und einer ist schöner als der andere. An einem fliesst ein Bach entlang, am anderen entspringt ein Wasserfall. Manche sind auf verschiedenen Ebenen angelegt, mit Beeten und Palmen. Man möchte am liebsten alle fünf Minuten eine Pause einlegen.

Nordeste ist ein schöner Ort. Dort stehen schon einige grössere Häuser. Es gibt einen netten Park und der ganze Ort ist ruhig und idyllisch.

Von dort sind wir zum Campingplatz (Foto) und zum Meer gefahren. Der Campingplatz war ganz nett hergerichtet. Er ist aufgeteilt in kleine Ebenen, auf die man ein oder zwei Iglozelte bekommt.

Der Rest der Tour ist leider untergegangen in Nebel und Niesel. Wir haben das sehr bedauert. Povacao ist besonders schön gelegen. Auf den sieben Hügeln, auf denen die Stadt erbaut ist, wachsen Bananenpalmen und viele andere Früchte.

 

Wanderung Nr. 5:

Wir haben vom Fremdenverkehrsamt einen Faltplan mit sieben beschriebenen Wanderungen bekommen. Diese waren die einzigen auf der Insel, die alle gut ausgeschildert waren.

Die Tour beginnt am Lagoa do Canario, etwas abseits vom Aussichtspunkt Vista do Rei. Und selbst im dichtesten Nebel, der uns dort plötzlich überrascht hatte, haben wir den Weg gefunden. Interessant an der Strecke ist die völlig veränderte Vegetation. Die Erde ist bedeckt von Moosen, Heide und ähnlich niedrigen Pflanzen. An den Wegen und Hängen wachsen Tannen, deren Farbkombination aus braun und grün ideal zu einander passt.

04.01.00:

In der Nähe unseres Ferienhauses sind wir dann einfach in einen der vielen kleinen Wege am Strassenrand eingebogen. (Bild)

Ein Trampelpfad denkt man, aber schon nach 100 Metern kommt man sich vor wie in einer anderen Welt. Zuvor hatte es geregnet und dadurch wirkten die Pflanzen noch imposanter. Über uns hängen gefächerte Blätter, die einen Durchmesser von bis zu einem halben Meter hatten und einen süsslichen Duft verströmten. Jede Kurve, fast

Wir konnten kaum glauben, was sich uns dort darbot. Auf diesen einst öden Vulkaninseln sind Naturparadiese entstanden, die gleichzeitig an bayrische Wälder, an den brasilianischen Regenwald und die indonesischen Reisfelder erinnern.

Ab nach Hause :

Das allerschönste Geschenk des Urlaubs haben wir am Abreisetag bekommen. Der Himmel war klar und nach dem Start sind wir die ganze Insel entlang geflogen. Wir konnten uns alles noch einmal von oben anschauen, das war einfach phantastisch, überwältigend. Leider war die Kamera im Fach über uns....



Sandra & Hendrik